Montag, 15. September 2014

Sabrina - Aufbruch

Tiefschwarze Dunkelheit stand im Raum wie eine undurchdringbare Mauer. Zum wievielten Male hatte sie sich jetzt ihr schmerzendes Handgelenk direkt vor die Augen gehalten, um auf das Ziffernblatt ihrer Uhr zu schauen? Die schwach phosphoreszierenden Zeiger standen auf kurz vor zwei. Sabrina fühlte sich völlig zerschlagen und todmüde. Es kam ihr vor, als hätte sie seit Tagen noch keine Minute geschlafen. Der helle Mondschein drang durch das schmutzige, offenbar seit Jahren ungeputzte Butzenfenster dieser staubigen Besenkammer, in der sie heute ihr Nachtlager hatte aufschlagen müssen. Er hatte es befohlen, und sie hatte gehorcht. So wie immer. Sie hatte ihre Bestrafung auch heute demütig angenommen. Auf einer alten Matratze – sie wollte gar nicht wissen, woher sie stammte – hatte sie sich dann, so gut es ging, eingerichtet. Sie versuchte, all die unschönen Gedanken an Wanzen, Kakerlaken oder Ratten zu verscheuchen, die sie da draußen in der Dunkelheit der Kammer vermutete. Sabrina fand keinen Schlaf.