Donnerstag, 23. Oktober 2014

Ähm

Woher rührt eigentlich meine Abneigung gegen diese Art von Versteher-Büchern oder Ratgebern (siehe letzten Beitrag)? Vielleicht liegt es daran, dass ich generell keine Typisierung oder Kategorisierung von Menschen mag, egal, ob Mann oder Frau. Immer, wenn stark vereinfachend Leute in bestimmte Kategorien eingeordnet werden, z. B. Macho, Maskulist, Weichei oder Schattenparker, sträubt sich innerlich was in mir. Im politischen Bereich gilt das ja auch, hatte ich ja mal geschrieben... Die meisten Einteilungen sind eher zu flach, eindimensional und werden einem Menschen meistens nicht gerecht.
Andererseits ist der Wunsch nach Einordnung vom menschlichen Standpunkt her verständlich. Die meisten Leut' sind einfach strukturiert und können mit widersprüchlichen Charakteren nichts anfangen; daher denken sie wohl auch nicht "dialektisch", sondern streben nach klaren Bezugspunkten, nach eindeutigen Klassifizierungen und stecken dann auch Menschen oder zwischenmenschliche Beziehungen in ihre engen Schubladen, damit ja alles seine Ordnung hat. Na ja, ist auch nicht wichtig. Vergesst einfach, was ich geschrieben habe...

Hierzu thematisch passend (im Blog von Dark Lord): Über Schubladen...

Bücher

Bücher, die ich nie lese und üblicherweise auch nicht mehr mit Kneifzange anfassen würde, sind diese typischen Männer- oder Frauenversteherbücher. Insbesondere dann, wenn sie als besonders witzig oder humoristisch angepriesen werden.... Ein Gefühl für feinen oder plumpen Witz ist ohnehin bei jedem anders, eben subjektiv ausgeprägt, und - was sicher jeder schon gemerkt hat - hab ich irgendwie ein anderes Humorverständnis als die Masse. Ich konnte z.B. nie über Leute wie Oliver Pocher lachen... Plump-prolliges Zeugs ist mir einfach zu öde, genauso wie diese stereotypen Mann-Frau-Klischees... Irgendwann, ist schon viele Jahre her, hatte ich mal einen von diesen Bestsellern gelesen, warum Frauen oder Männer nicht einparken/zuhören können, oder so ähnlich hieß das wohl... Da stand alles drin, was man für ein erfolgreiches Leben als moderner Hetero-Mann wissen musste. Ich kann das Buch aber auch nicht mehr finden. Muss ich wohl mal entsorgt oder verliehen haben. Aber immer, wenn ich eine Beschreibung wie diese sehe: Dieses humoristische Buch beantwortet die 120 witzigsten Fragen, die Frauen schon immer über Männer wissen wollten - dann weiß ich, das ist einfach nicht mein Ding... Denn warum Männer nicht über Probleme reden, warum Männer nicht weinen können und warum Frauen nicht einparken - ähm, das weiß ich längst bzw. kenne ich die Antwort bereits in allen Versionen, und seien sie noch so originell und witzig. Also ab damit in die Tonne...

Freitag, 10. Oktober 2014

Weitere Erinnerung



Irgendwann im Winter 1994, Anfang Dezember – es war ein Freitag, einer jener trüben kalten Tage, an denen es auch tagsüber nicht mehr richtig hell wird. Zum Wochenende wollte ich meine damalige Freundin besuchen und hatte geplant, die ganze Nacht durchzufahren. Ich fahre auch heute noch gern nachts, um etwaigen Staus und dem dichten Lastwagen- oder Berufsverkehr zu entgehen. Man fährt nachts einfach entspannter. Ich hatte meinen Seminarplan an der Uni in Berlin so organisiert, dass ich ab Mittag frei hatte oder je nach Lust oder Unlust die betreffenden Lehrveranstaltungen schwänzte, damit ich noch vor dem nachmittags einsetzenden Feierabendverkehr losfahren konnte. Planmäßig wollte ich irgendwann gegen Morgen in Mannheim ankommen. Gegen 15 Uhr, als ich aufbrechen wollte, war die Luft schon ziemlich frostig; vereinzelt hatten sich Schneeflocken auf der Windschutzscheibe niedergelassen. Der eisige Wind malte Schlieren auf den Asphalt. Als ich endlich die Avus erreichte, hatte die Dämmerung schon eingesetzt. Ich wechselte auf den Berliner Ring, gab Gas und drehte das Radio laut. Kann auch sein, dass ich eine der Musikkassetten einlegte, die ich damals immer im Handschuhfach des Armaturenbretts liegen hatte.

Samstag, 4. Oktober 2014

Erinnerung


Ein lautes Poltern weckte mich. Vielleicht war es auch gar nicht sehr laut, aber je länger es her ist, desto lauter erscheint es mir in meiner Erinnerung. Es klang, als hätte jemand im Hausflur oder auf dem Treppenabsatz einen Sack Kartoffeln fallen gelassen. Im Grunde kein ungewöhnliches Geräusch in diesem hellhörigen Altbau mit Instandhaltungsrückstau, in dem ich im dritten Stock in einer günstigen Zweizimmerwohnung mit hohen Wänden lebte. Das ist nun schon einige Jahre her. Direkt neben mir auf derselben Etage wohnte ein älteres Ehepaar, der Mann schon im Rentenalter, angenehme Nachbarn, die, soweit ich mich erinnere, keinen Lärm machten, sich nie lautstark stritten. Solche Nachbarn sind selten in Berlin.  
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Ich habe einen leichten Schlaf. Bei ungewohnten Geräuschen schrecke ich hoch, was häufig vorkommt, da ich die Schlafzimmertür aus Gewohnheit immer offen stehen lasse. Ich denke heute, dass ich vielleicht geahnt oder befürchtet haben muss, dass an diesem polternden Geräusch etwas nicht stimmte. Es wäre gelogen, zu sagen, dass Ruhestörungen in diesem Haus ungewöhnlich gewesen wären; schon gar nicht konnte man zu dieser Tageszeit auf erholsamen Restschlaf hoffen, aber das Geräusch schien mir etwas zu laut zu sein, eben fast so, als wäre direkt neben meiner Wohnungstür ein großes Gewicht aus geringer Höhe auf den Holzboden der Etage geplumpst.
Ich lag wach und lauschte einen Moment. Nichts. Es blieb still. Ich drehte mich um und schlief wieder ein.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Warum grüßen Läufer nicht mehr?

Ab und zu beschäftigt mich eine ganz spezielle Frage, die ich eigentlich schon oft mal im Blog thematisieren wollte, aber immer wieder vergessen habe…
Eigentlich ist es total nebensächlich, aber wir haben ja schließlich Zeit, ja? Vielleicht haben sich auch andere Jogger diese Frage schon mal gestellt: Warum zur Hölle grüßen Berliner Läufer nicht? Oder ist das anderswo auch so?

Ich laufe regelmäßig in meiner Freizeit, etwa jeden zweiten oder dritten Tag und begegne immer öfter grußlos an mir vorbeihechelnden Zeitgenossen, die einfach mal stur weggucken und nicht mal den kleinsten symbolischen Läufergruß erwidern. Ich muss vorausschicken, dass ich schon ziemlich lange laufe, sogar länger, als manche Leute leben… Nur war’s eben früher üblich, dass man sich als Mitglied der damals noch eingeschworenen Läufergilde symbolisch grüßt, sich mal kurz zunickt, den Zeigefinger hebt oder kurz „Hallo“ oder „Hey“ sagt, wenn man aneinander vorbeiläuft… Ungeschriebenes Gesetz, Freunde! Verlangt ja keiner eine innige Verbrüderung, aber mal anstandshalber einen kleinen Läufergruß kann man sich mal abringen, oder erwarte ich zu viel? (Mimimi). Mittlerweile bin ich aber auch schon abgestumpft, so dass ich oft auch nur Läufer grüße, die ich schon kenne und von denen ich zu wissen glaube, dass sie grüßen oder meinen Gruß erwidern werden. Vielen Läufern sieht man übrigens von weitem schon an, dass sie grußlos, das Gesicht zur Faust geballt und den Blick starr zum Boden oder zur Seite gewandt, an mir vorbeistampfen werden. Läuferinnen grüßen sowieso nur in extrem seltenen Fällen, das ist ein anderes Thema; sie denken vielleicht, man will sie anmachen oder ähnlichen Unfug? Na ja, weiß ja auch keiner so genau, was manchmal in weiblichen Hirnen vor sich geht.

Jedenfalls sehr interessant das alles; ich ahne schon, dass ich euer Interesse geweckt habe… ;-)

Bei der Gelegenheit wollte ich auch recherchieren, was andere Blogger dazu geschrieben haben.

Hier zum Beispiel der in einschlägigen Kreisen bekannte Läuferpapst Achim Achilles mit dem Versuch einer etwas kuriosen kultursoziologischen Erklärung:




Siehe hierzu auch die Läufer-Knigge, §1 Läufer-Gruß:




Alles klar? Also wer mir nachher auf meiner Laufstrecke begegnet, grüßt besser mal…