Mittwoch, 1. Oktober 2014

Warum grüßen Läufer nicht mehr?

Ab und zu beschäftigt mich eine ganz spezielle Frage, die ich eigentlich schon oft mal im Blog thematisieren wollte, aber immer wieder vergessen habe…
Eigentlich ist es total nebensächlich, aber wir haben ja schließlich Zeit, ja? Vielleicht haben sich auch andere Jogger diese Frage schon mal gestellt: Warum zur Hölle grüßen Berliner Läufer nicht? Oder ist das anderswo auch so?

Ich laufe regelmäßig in meiner Freizeit, etwa jeden zweiten oder dritten Tag und begegne immer öfter grußlos an mir vorbeihechelnden Zeitgenossen, die einfach mal stur weggucken und nicht mal den kleinsten symbolischen Läufergruß erwidern. Ich muss vorausschicken, dass ich schon ziemlich lange laufe, sogar länger, als manche Leute leben… Nur war’s eben früher üblich, dass man sich als Mitglied der damals noch eingeschworenen Läufergilde symbolisch grüßt, sich mal kurz zunickt, den Zeigefinger hebt oder kurz „Hallo“ oder „Hey“ sagt, wenn man aneinander vorbeiläuft… Ungeschriebenes Gesetz, Freunde! Verlangt ja keiner eine innige Verbrüderung, aber mal anstandshalber einen kleinen Läufergruß kann man sich mal abringen, oder erwarte ich zu viel? (Mimimi). Mittlerweile bin ich aber auch schon abgestumpft, so dass ich oft auch nur Läufer grüße, die ich schon kenne und von denen ich zu wissen glaube, dass sie grüßen oder meinen Gruß erwidern werden. Vielen Läufern sieht man übrigens von weitem schon an, dass sie grußlos, das Gesicht zur Faust geballt und den Blick starr zum Boden oder zur Seite gewandt, an mir vorbeistampfen werden. Läuferinnen grüßen sowieso nur in extrem seltenen Fällen, das ist ein anderes Thema; sie denken vielleicht, man will sie anmachen oder ähnlichen Unfug? Na ja, weiß ja auch keiner so genau, was manchmal in weiblichen Hirnen vor sich geht.

Jedenfalls sehr interessant das alles; ich ahne schon, dass ich euer Interesse geweckt habe… ;-)

Bei der Gelegenheit wollte ich auch recherchieren, was andere Blogger dazu geschrieben haben.

Hier zum Beispiel der in einschlägigen Kreisen bekannte Läuferpapst Achim Achilles mit dem Versuch einer etwas kuriosen kultursoziologischen Erklärung:




Siehe hierzu auch die Läufer-Knigge, §1 Läufer-Gruß:




Alles klar? Also wer mir nachher auf meiner Laufstrecke begegnet, grüßt besser mal…

3 Kommentare:

  1. Vielleicht wollen wir Läufer auch einfach nur alle unsere Ruhe haben und uns nicht andauernd mit anderen Menschen beschäftigen.

    Ich grüße beim laufen auch nie. Mache Ich auch sonst nicht. In der Fußgängerzone grüßt du ja auch nicht alle. Warum ist das beim laufen was anderes nur weil dir da weniger Leute entgegen kommen?

    Was hab Ich davon wenn Ich andere grüße?

    Das ist noch so ein Vorkriegsrelikt dass sich in den nächsten Jahren wenn die Generation unserer Großeltern weggestorben ist auch verflüchtigen wird.

    Grüße aus Dresden

    Philipp

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  2. Interessant, mal eine gegensätzliche Meinung zu lesen, Philipp. Ich glaube aber nicht, dass es dasselbe ist, wie z.B. in einer Fußgängerzone, wo dir ja alle paar Minuten hunderte Leute entgegenkommen.
    Aber im Fitness-Studio z. B. grüßt man sich auch kurz, zumindest unter den "Regulars", also dem harten Kern, auch wenn man sich persönlich nicht kennt... kurzes Zunicken, und fertig ists...
    Bis in die 90er hinein war man weitgehend allein auf meiner Laufstrecke. Wohlgemerkt, ich liebe ja eigentlich die "Einsamkeit des Langstreckenläufers" und kann mir echt Besseres vorstellen, als um andere Leute einen Bogen zu laufen oder "spielende" Hunde abzuwehren, die mir zwischen den Beinen rumspringen... Also ist einfach nur ein kurzer Reflex, ein kurzes Erkennungszeichen.

    Vielleicht hängt es aber wirklich damit zusammen, dass man sich als Läufer früher (bis Anfang der 90er) eher schon als Sonderling, als Mitglied einer eingeschworenen Gemeinschaft fühlte. Heute ist das ja auch eher ein Mainstream-Dingens. Und die Anonymität in einer Großstadt wie Berlin natürlich nicht zu vergessen. Ich bin ja ursprünglich aus einer Kleinstadt aufgewachsen, da kannte man sich... Dass es ein Generationendingens ist, glaub ich eigentlich nach meinen Erfahrungen nicht.

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  3. Hmm, du fragtest ja, was man davon hat, wenn man die anderen Läufer grüßt...
    Hmmm, es fühlt sich irgendwie gut an, Teil der Läufergemeinschaft zu sein - man wird anerkannt, in seinem Tun bestätigt - es sind ja auch Leute, die irgendetwas mit mir verbindet, die deinen Bewegungsdrang nachvollziehen können, die Liebe zur Natur, die Vorliebe fürs Laufen... So nehme ich es wahr...

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