Samstag, 20. Januar 2018

Man ist, wie man schreibt ...

Finde es krass, dass so viele jüngere Leute Probleme mit der Zusammenschreibung deutscher Komposita haben, z. B. Flugplatzbau, Militärgerät, Teilnehmergebühr, Kampfflugzeuge usw. - nur mal wahllos herausgegriffen, was mir heute unterkam. 
Wenn ich normale zusammengesetzte Substantive im Deutschen gebrauche, wie kann man da überhaupt auf die Idee kommen, diese Wörter zu zerhacken und stattdessen "Flugplatz Bau" oder "Teilnehmer Gebühr" zu schreiben usw. Wenn man die beiden Wortbestandteile jetzt wenigstens durch einen Bindestrich verbinden würde, wäre zwar auch nicht korrekt, aber auch nicht dramatisch, und man würde dann wenigstens noch verstehen, was gemeint ist ...  Dabei erlaubt die Zusammenschreibung so eine klare und eindeutige Bezeichnung, es ist so logisch - eine der einfachsten Regelungen, die es in der deutschen Sprache gibt ...
Schon klar, dass da sprachliche bzw. morphologische Interferenzen aus dem Englischen eine Rolle spielen, aber darum geht's mir gar nicht.
Der entscheidende Punkt ist, wie ich finde: Normalerweise will man doch so gut wie möglich verstanden werden, aber wenn man bewusst (Legasthenie mal außer Acht gelassen) so behindert schreibt, drückt man damit aus, dass es einem egal ist, ob und wie man verstanden wird, also dass man Missverständnisse in Kauf nimmt. Dazu kommt, dass manche Spinner dazu noch alle Wörter klein und ohne Komma schreiben, und der Text erst mal vom Empfänger entschlüsselt werden muss, was dem Leser gegenüber schon unhöflich und achtlos ist. Der Schreiber spart sich etwas Zeit - auf Kosten des Lesers.
Aber schon interessant, eigentlich auch ein Zeichen des Verfalls ("Prole Drift") auf kommunikativer Ebene ...
Man muss sich mal alte Briefe durchlesen, die etwa zur Zeit des 1. Weltkriegs geschrieben wurden, um zu begreifen, wie stark seitdem auch die Ausdrucks- und Formulierungsfähigkeiten geschrumpft sind.
Ist ja nun auch nicht so, dass man statt deutsch jetzt perfekt englisch schreiben könnte - weder noch. Egal. Fiel mir nur heute mal wieder auf.

2 Kommentare:

  1. Wie wahr. Den Verfall der Kommunikation an sich, kann man gerade bei Whats Ap Nutzern beobachten. Wie Du schon mal erwähntest, Sätze sind keine Sätze mehr. Hallo und Tschüß sind entbehrlich geworden. Punkt und Komma werden überbewertet und Antworten sowieso. Kommt noch ein Smily, dann ist zu vermuten, dass der Absender noch über einen Funken Anstand verfügt. Oft kommt gar keine Reaktion. Dieses minimalistische Kommunizieren hat natürlich auch Auswirkungen auf den gesamten Sprachschatz. Menschen werden wortarm, können keine Sätze mehr sinnvoll bilden. Reden und schreiben Stuss. Der ungeübte und ungepflegte Umgang mit der Sprache führt uns dahin, das Gefühl für den richtigen Ausdruck zu verlieren. Noch in den 1970er Jahren suchte man Brieffreundschaften, achtete auf ein gutes Schriftbild. Heute sitzen 2 Menschen im Café gegenüber und unterhalten sich per SMS. Irgendwann werden sich die Menschen aber wieder anschauen, denn wenn man keine Worte mehr findet, muss man wohl mit den Augen sprechen lernen :-)

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  2. Ja, stimmt, Brieffreundschaften ... Ich erinnerte mich gerade daran, dass ich in einer schwierigen Lebensphase (zweite Hälfte der 80er Jahre) einen wirklich guten (und auch sehr tiefsinnigen) Gedankenaustausch und regen Briefwechsel mit zwei guten u. sehr klugen Schulfreundinnen pflegte, was mir echt viel gegeben hat ... Ich weiß noch, wie ich mich damals auch über jeden persönlichen Brief gefreut hab - es zeugte ja von Achtsamkeit und Respekt, dass so viel Zeit und Mühe darauf verwendet wurde. Selbst geschrieben hab ich ja wohl auch, aber keine Ahnung, ob ich mich vielleicht heute mit Grausen von früher geschriebenen Briefen abwenden würde?
    Aber auch das haptische Erlebnis, einen handgeschriebenen Brief in den Händen zu halten, ist ja durch jede (noch so lange) E-Mail oder WhatsApp-Smileys u. schnell mal generierte und weitergeleitete Meme-Bilder schon gar nicht zu ersetzen.

    Na ja, was soll's. Brauchen wir nicht mehr. Sprachasssistentin Alexa, mach Kaffee!

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