Köln-Klettenberg, 27.7.28
Sehr geehrtes Fräulein Celbrück!
Zu Ihrem morgigen frohen Namensfeste entbieten wir Ihnen die
herzlichsten Glück- und Segenswünsche. Gott gebe Ihnen noch recht viele, viele
Jahre in bester Gesundheit und froher Berufsarbeit und vor allen Dingen im
lieben Beisammensein mit Ihrem sehr verehrten (unleserlich, heißt eventuell: lieben
Mütterlein). Was könnte ich Ihnen noch mehr wünschen? Herzlichste Grüße an Sie
und Ihre Frau Mutter, Ihr (unleserlich) und Familie
Gut? So fehlerfrei und ausdrucksstark konnten normale Leute vor
fast 100 Jahren noch schriftliche Glückwünsche formulieren. Geht doch runter
wie Butter. „Zu Ihrem morgigen frohen Namensfeste entbieten wir Ihnen die herzlichsten
Glück- und Segenswünsche.“ Kurz und knapp geschrieben, aber klingt schön und
liest sich glatt. Ich hab sogar mal eine Feldpostkarte aus der Zeit des 1.
Weltkriegs in die Hände bekommen, auf der der Absender seine Sätze gereimt hat, also den ganzen Mitteilungstext
in witzigen Reimen verfasst hat. Na ja, zurück in die Gegenwart. Hier und jetzt
spielt die Musik: Heutzutage bekommt man zum Geburtstag per WhatsApp
ein paar grinsende Smileys nebst einem kopierten Bildchen mit vorgefertigtem Text aus dem Internet gesendet oder ein paar holprige, dahingeworfene Wortbrocken; wenn
man Glück hat, sind die wenigstens fehlerfrei … Sic transit
gloria mundi …Okay, okay, bin ja selbst auch nicht besser, nicht viel
jedenfalls … auch eins der schrecklichen Kinder der Neuzeit - so heißt übrigens auch ein Buch vom ollen Sloterdijk, hmm, das müsste irgendwo auch hier herumliegen ...
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