Donnerstag, 28. Mai 2015

Erinnerung

Ist schon lange her. Ein guter Freund von mir ist mal wegen Mordes verurteilt worden. Unschuldig. Davon war ich immer überzeugt. Bin ich eigentlich immer noch. Oder hab ich jemals an ihm, seiner Unschuld gezweifelt? Eigentlich nicht. Für mich war's undenkbar, auch das angebliche Motiv: Auftragsmord. Wegen Geld? Niemals. Nicht plausibel, wenn man ihn gekannt hat. Wie gut habe ich ihn gekannt? Wie gut kennt man überhaupt jemanden? War ein guter Freund, wir hatten mal eine Zeitlang viel unternommen, auch wenn wir uns zur besagten Zeit nur noch selten gesehen haben - er war, so wie ich ihn eingeschätzt habe, verlässlich, aufrichtig, hatte ein gutes Gespür für Gerechtigkeit. Hab all die Jahre oft an ihn gedacht und doch ... werd ich jemals erfahren, was sich dort tatsächlich abgespielt hat? War auch ein reiner Indizienprozess damals, also kein Geständnis, keine Beweise. Der Richter hatte ja offenbar damals keine Zweifel. Eben fast so wie bei diesen seltsamen Justizirrtümern und Fehlurteilen, die erst Jahre später ans Licht kamen und die ja auch irgendwie systemisch bedingt sind. Kam neulich erst wieder eine Dokumentation zu dem Thema ("Unschuldig hinter Gittern - weggesperrt und abgehakt", lief letztens auf zdf.info). Na, das hat es irgendwie wieder aufgewühlt bzw. mir in Erinnerung gebracht. Na ja, was ändert's? Und was weiß ich schon? Hat seine Zeit mittlerweile abgesessen und ist irgendwohin abgetaucht. Mit U-Haft müssen es etwa 15 Jahre gewesen sein. Die Verbindung ist aber schon lange abgerissen. Er ist aus meinem Leben verschwunden wie so viele. Farewell.

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