Letztens bin ich endlich mal dazu gekommen, mir die ersten
drei Staffeln der Serie „House of Cards“ anzuschauen, die in den noch original verschweißten
DVD-Hüllen schon mindestens ein Jahr bei mir im Regal verstaubten. Mindestens ein
Jahr, na ja, aus irgendeinem Grund war ich bis vor ein paar Wochen nie dazu gekommen,
mir die Serie anzuschauen. Obwohl ich den Kevin Spacey generell sehr gern sehe,
aber gegen politische Serien und Filme hab ich eigentlich mit den Jahren eine
gepflegte Abneigung entwickelt. Ich hatte mir zwar lange vorgenommen, die Serie zu schauen, habe es dann aber doch irgendwie auf die lange Bank geschoben. Überraschenderweise fand ich diese Serie aber
dann wirklich exzellent, spitzenmäßig, packend, muss ich bzw. kann ich gern zugeben.
Hab dann immer gleich einige Folgen am Stück gesehen und konnte mich nachts kaum
losreißen. Hatte zwar schon etliche positive Meinungen drüber gelesen, aber Geschmäcker
sind verschieden, weiß man ja, und mein Geschmack weicht ja oft vom Geschmack
der Massen etwas ab.
Wenn’s im deutschen Fernsehen – klar, kaum vorstellbar – aber
mal angenommen, im deutschen TV hätte man eine solche Serie bzw. eine Adaption
dieser Serie gedreht, wem würde der deutsche Frank Underwood wohl ähneln? Na,
irgendeine Idee?
Ich musste da jedenfalls ständig an Gerhard Schröder denken –
unseren letzten SPD-Kanzler, ja, lang ist’s her. Dieser Gerhard Schröder hätte (jedenfalls
nach meinem Empfinden) den perfekten Frank Underwood der deutschen Politik abgegeben
oder? Ich meine das eigentlich als Kompliment, hmm. Ja, hätte es eine deutsche
Adaption der Serie House of Cards gegeben, hätte der Protagonist möglicherweise
dem Gerhard Schröder geähnelt oder ähneln müssen. Da lassen sich doch einige
Parallelen zur Serie finden, etwa seine starke Überzeugungskraft und Ausstrahlung, sein telegenes Erscheinungsbild, sein
bedingungsloses Machtstreben, das starke Fremdeln der eigenen Partei ihm
gegenüber als Kanzler, der innerparteiliche Konkurrenzkampf z. B. mit Oskar Lafontaine usw.,
und das unter Schröders Federführung initiierte Programm „Agenda 2010“ vs. „America Works“ von US-Präsident Underwood in der Serie. Und es ließen sich bestimmt
noch weitere Ähnlichkeiten finden oder Mutmaßungen anstellen, die ich aber
nicht aufschreiben werde. Ich bin ja schließlich auch ein vernünftiger Blogger,
einer von den Guten. Ist euch sicher schon aufgefallen, wa? Na ja, ich fand es irgendwie
schon kurios, dass mir solche Parallelen aufgefallen sind bzw. dass ich die
hineininterpretiert habe. Hätte man jedenfalls auch eine schöne Rahmenhandlung in
Deutschland draus stricken können. Andererseits wäre es dann nur ein lauer Abklatsch
gewesen, und das will auch keiner sehen. Wobei ich eh nicht glaube, dass die amerikanischen Drehbuchautoren irgendwelche Anregungen aus der deutschen Innenpolitik gebraucht hätten.
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